Verkostung – Prinz: Alte Williams-Christbirne

Verkostung Nr. 2: Des Internets bester Willi

Beim zweiten Schnaps bleiben wir erstmal beim Willi, schlagen jedoch mit dem Alten Willi von Prinz eine etwas andere Richtung ein. In Sachen Verfügbarkeit und Abfüllmenge ist er zwar nicht das komplette Gegenteil vom grünen Pircher, in jedem Supermarktregal findet man ihn allerdings auch nicht. Also ein guter Schritt zwischen Alltagswilli und  Feinschmeckerrarität. Die 0,5 Liter-Flasche für 18 € ist teurer als der Pircher, liegt aber noch im unteren Mittelfeld und ist mit 41 % nicht auffällig.     

Holzfass und Dörrfruchauszug 

Bei der Recherche zu diesem Willi finden wir verhältnismäßig viel Info zur Herstellung. Anders als beim Pircher steht vor allem die im Namen schon angedeutete Fasslagerung im Fokus. Nach zwei bis drei Jahren im Steingut kommt er für weitere sechs bis 24 Monate in Holzfässer aus Akazie, Eiche, Kastanie, Kirsche oder Maulbeere. Am Ende gibt es außerdem noch einen Auszug über Dörrfrüchten, bei dem Birnen in fertigen Brand eingelegt werden, um den Geschmack zu intensivieren.

Die Kriterien Lagerung, Holz und Co machen den Alten Williams von Prinz nicht einzigartig, wir finden auch andere Brände mit ähnlichen Veredelungen. Allerdings finden wir diesen im Rahmen unserer ersten Recherche immer wieder als einen der bestbewerteten Williams-Christ-Birnenschnäpse – vor allem angesichts des Preises. Und damit qualifiziert er sich auf jeden Fall als geeigneter Kandidat für die zweite Verkostung.

Passend zum inoffiziellen Titel des besten Willis bezeichnet sich die Fein-Brennerei Prinz auch als “Schnaps-Prinz”. Die über 140 Jahre alte Brennerei in der Nähe von Bregenz bietet neben mehreren Birnenschnäpsen auch viele weitere Fruchtschnäpse, Liköre und Co an.  

Viel süß, wenig Birnen

Die Erwartung ist hoch, wir haben den besten Willi des Internets im Glas. Fass und Fruchtauszug sei Dank hat der Willi eine leicht champagnerfarbene Färbung, die in der Flasche deutlich auffällt, sich aber auch im Glas noch erahnen lässt und im Licht gut zu sehen ist.

Der Geruch überrascht. Er wirkt ein wenig unnatürlich, durch einen leicht seifigen Eindruck. Diese blumige, beinahe übertriebene süße Note führen wir auf die Veredelung, besonders den Dörrobstauszug, zurück. Der Alkohol tritt zunächst nicht ganz so deutlich in den Vordergrund, wirkt dabei aber nicht so gut eingebunden wie beim Pircher. Zwischen der überragenden Süße des Brandes bemerken wir immer wieder kühle alkoholische Spitzen.

Beim Geschmack setzt sich fort, was sich in der Nase angekündigt hat. Die fruchtige, aber leider wenig frische Süße ist absolut dominierend. Dabei geht der typische Williams-Christ-Birnengeschmack leider unter. Auch vom Fass ist aromatisch wenig zu finden. Aufgrund des Mixes verschiedenster Fasssorten war hier allerdings ebenfalls mit keiner klaren trockenen Eichennote oder Ähnlichem zu rechnen. Wie alle Willis haben wir diesen Schnaps, wie auch vom Hersteller empfohlen, bei knapp unter 20°C getrunken. Mit der schweren Süße können wir uns aber gut vorstellen, dass dieser Birnenschnaps gut gekühlt besser funktioniert. Insgesamt passt das zu unserem Eindruck dieses Brandes, dass er trotz der Veredelung am besten der Kategorie eines Wohlfühlschnapses ohne Ecken und Kanten, aber auch ohne jegliche Komplexität entspricht.

Im Vergleich zu unserem Referenzschnaps bewerten wir den alten Willi-Prinzen mit drei von zehn Punkten. Er wird den Erwartungen, die wir an einen Willi mit dem Aufwand an Veredelung haben, einfach nicht gerecht. 

Der Prinz-Willi kommt bei einigen bestimmt gut an, aber wir wollen mehr.

Gemessen an den Erwartungen sind wir ein wenig enttäuscht. Allerdings findet die alte Williams-Christ-Birne bei gelegentlichen Obstbrandtrinker*innen durch seine Süße bestimmt viel Anklang. Fass und Fruchtauszug zeigen aber auch, dass Veredelungen zu einer großen Bandbreite bei Birnenschnäpsen führen. Wir freuen uns auf mehr, auch aus dem Hause Prinz.   

Schnapsdaten

Prinz, Williams Christbirne, Willi, Vorarlberg, Österreich, Note4, 4